Telebasel, 03.04.2019 – Am 19. Mai stimmen wir über das Ozeanium ab. Heftig debattiert wird dabei das Tierwohl bei Fang, Transport und im Aquarium. Im Talk streiten zwei Experten.
«Mehrere tausend Tiere aus allen Klimazonen leben in rund 40 Aquarien mit Wasserständen von bis zu acht Metern Höhe». So steht es auf der Plattform der Ozeaniums-Befürworter. Die Tiere sollen in freier Wildbahn gefangen werden, selbstverständlich, so hören wir, mit sanften, tier- und umweltschonenden Methoden.
Bei «NOzeanium», also den Gegnern des Grossaquariums jedoch heisst es: «Beim Fang und Transport – meist mit dem Flugzeug – können bis zu 80 Prozent der Korallenfische sterben». Der Vorwurf bestimmt die laufende Abstimmungsdebatte und gehört zu den heissesten thematischen Kampffeldern. Aber ist das auch wahr?
Zolli: «Wir haben 50 Jahre Erfahrung»
Nein, heisst es beim Basler Zoo entschieden. Schon seit 50 Jahren habe man mit dem Vivarium die nötige Erfahrung und pflege auch Kontakte zu vertrauenswürdigen Lieferanten. Man habe diese auch schon vor Ort besucht.
Zudem unterstehe der Zoo auch permanenter behördlicher Kontrolle. Kommunikationsfrau Tanja Dietrich zur BzBasel: «Müssten wir tatsächlich, wie von den Gegnern behauptet, regelmässig so viele Fische ersetzen, wäre der Kantonstierarzt wohl auf uns zugekommen und hätte Massnahmen verlangt».
Roland Stark vom Ozeaniums-Unterstützer-Komitee schrieb in der BaZ, beim Basler Zolli sei das notwendige Know-how vorhanden: «Dies bestätigt auch die Umweltorganisation der Vereinten Nationen (UNEP), die schreibt, dass bei professionellem Umgang nur wenige Prozent der Fische beim Transport Schaden nehmen würden. Auch das Bundesamt für Veterinärwesen kam in einer Studie zum Schluss, dass nur rund 1,5 Prozent der Tiere den Transport nicht überleben».
Bundesrat: «Es gibt Lücken»
Ende Februar jedoch irritierte der Bundesrat die Befürworter mit der Botschaft: Wir können nicht genau wissen, wie es den Tieren beim Fang geht. Auf eine Interpellation der Grünen-Nationalrätin Irène Kälin schrieb die Landesregierung: «Transparenz über die Herkunft und die Fangmethode angebotener Zierfische im Handel wäre wünschenswert. Die Kenntnisse über den Handel und die Fangmethoden weltweit sind jedoch noch sehr lückenhaft». Sie werde einen Vorstoss (bei Cites) einreichen, der «diverse Lücken» in diesem Bereich schliessen soll.
Zu dem selben Schluss kam auch die Meeresbiologin und Ozeaniums-Gegnerin Monica Biondo in einer Studie im Auftrag des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV). Die Expertin für Korallenfische hat den Zierfischhandel auch in ihrer Doktorarbeit untersucht. Fazit: «Die Fische werden in einer Region gefangen, und gelangen über zig Zwischenhändler mit diversen Transportmitteln – Boot, Auto, Flugzeug – in die Schweiz». Dies gelte auch für die Fische für das geplanze Ozeanium.